Geschichte des Vereins:
Ende der 1970er Jahre begannen HistorikerInnen, sich mit der Rostocker jüdischen Geschichte zu beschäftigen. Sie recherchierten in Archiven und knüpften Kontakte zu Jüdinnen und Juden, die in der Hansestadt gelebt, die Shoah überlebt hatten und die nun in alle Welt verstreut waren.
1982 erschienen Zeitungsartikel zum Thema. Der Archivar und Historiker Frank Schröder (1958–2014) hielt erste öffentliche Vorträge. Zwischen Juli und Dezember 1986 druckte die Tageszeitung Norddeutsche Neueste Nachrichten 23 Artikel Schröders von ihm zur jüdischen Geschichte Rostocks, zu Personen und Ereignissen. Sie dienten als Grundlage für das 1988 publizierte Buch Zwischen Emanzipation und Vernichtung. Zur Geschichte der Juden in Rostock (Ingrid Ehlers und Frank Schröder). Außer den Recherchen der Autoren trugen zum Gelingen des Buches Zeitzeuginnen und Zeitzeugen durch Berichte, Dokumente und Erinnerungen in Interviews bei. Der israelische Historiker Ya‛akov Zur (1924–2013), in Rostock als Alfred Zuckermann geboren, spielte dabei eine wichtige Rolle. Er vermittelte Kontakte zu anderen Überlebenden, berichtete bei seinen häufigen Besuchen in Rostock und in der Region in Vorträgen von seinem Leben im religiösen Kibbutz ‛Ein HaNetziv, er sprach über Israel, Zionismus und den Holocaust.
Zusätzlich setzte sich eine Gruppe Interessierter, die vor allem aus Mitgliedern des Arbeitskreises Kirche und Judentum der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Mecklenburgs bestand, dafür ein, die Erinnerung an die jüdische Kultur und Geschichte Rostocks wachzuhalten und über die Ursachen von Antisemitismus aufzuklären.
Sie gründeten am 11. Juni 1990 die Vereinigung für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock e.V. Zum ersten Vorstand gehörten Frank Schröder als Vorsitzender, der Pastor Dr. Fred Mahlburg als stellvertretender Vorsitzender und die Katechetin Christiane Niemann als Schriftführerin. Sitz des Vereins war die August-Bebel-Straße 100. Der Verein organisierte Lehrerweiterbildungen und Schülerveranstaltungen. Im Sommer 1990 regte er eine öffentliche Diskussion über die Entschädigung jüdischer Opfer des Nazi-Regimes an, einschließlich der Restitution von Immobilien an die Jüdinnen und Juden.
Im Herbst 1990 kamen erste jüdische Flüchtlinge aus den Staaten der sich in Auflösung befindlichen Sowjetunion („Kontingentflüchtlinge“) in die Hansestadt. Mit Hilfe des Vereins wurde eine Beratungsstelle in der August-Bebel-Str. 100 eingerichtet, die auf Fragen und Probleme der Flüchtlinge einging und Integrationshilfe leistete.
Im Mai 1990 forderten fast alle Parteien, Bewegungen und gesellschaftlichen Kräfte, die in Rostock am Runden Tisch vertreten waren, von der künftigen Stadtregierung die Errichtung einer Forschungs- und Informationsstätte zur Geschichte der Juden in Rostock. Auf Initiative des Vereins rief die Hansestadt Rostock dann am 2. September 1991 die Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock / Max-Samuel-Haus ins Leben. Der in England lebende Sohn Max Samuels, Herbert Samuel, unterstützte die Idee, eine Begegnungs- und Informationsstätte einzurichten, und übertrug seinen Anspruch auf Restitution des Elternhauses am Schillerplatz 10 auf die Stiftung. Von Beginn an förderten die Hansestadt und das Bildungsministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit jährlichen Zuwendungen die Arbeit des Hauses.
1993 definierte sich die Vereinigung neu und änderte ihren Namen in Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses e.V.