31.01.2022
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01. hatte der Förderverein des Max-Samuel-Hauses am 23.01. zur Denksteinreinigung in Rostock aufgerufen.
Knapp 60 Personen folgten der Einladung und trafen sich am Sonntagmittag vor dem Max-Samuel-Haus.
Bildnachweis: Foto: privat
Nachdem der Vereinsvorstand die Freiwilligen begrüßte und Hinweise zum Reinigen der älteren Natursteinplatten und der neueren Messing-Denksteine erläuterte, ging es auch schon fast los. Da viel mehr Personen als gedacht zur Putzaktion kamen, konnten alle Denksteine auf die Freiwilligen aufgeteilt werden, die dann eingedeckt mit Putzmittel, Lappen, Schwämmen, Bürsten, etwas Wasser und dem Faltblatt des Vereins zu den Denksteinen in Rostock loszogen, um diese zu reinigen.
Einige Personen wollten ganz bestimmte Steine pflegen, wie etwa eine Gruppe Jusos, die den Stein in der Eschenstraße reinigte, den sie vor einigen Jahren gespendet hat. Oder Jochen Bruhn, ehemaliger kaufmännischer Vorstand der RSAG und Vereinsmitglied, reinigte zusammen mit seiner ehemaligen Kollegin Heidemane Wendlandt die Denksteine für Richard Siegmann und seine Familie am Schillerplatz. Siegmann war bis 1935 viele Jahre lang Vorstand der RSAG.
Doch es ging nicht nur um das bloße Putzen der Denksteine, sondern auch darum ein Bewusstsein für die Steine als dezentrales Mahnmal im Stadtbild zu schaffen. Warum sind Denksteine im Gehweg eingelassen? Wo liegen die Steine? Auch fernab der großen Straßen. Warum gibt es welche aus Naturstein und welche aus Messing? Welche Biographien verbergen sich hinter den Namen auf den Denksteinen?
Dazu hatte der Verein im Januar 2021 ein Faltblatt zu den Denksteinen in Rostock veröffentlicht, das neben einer Karte, auf der die genauen Orte der Steine eingezeichnet sind, auch jeweils kurze Biografien der Menschen aufführt, für die die Denksteine verlegt wurden. So konnten die Freiwilligen nicht nur den Stein selbst putzen, sondern sich auch einen kleinen Einblick in das Leben und Schicksal der Jüdinnen und Juden in Rostock verschaffen deren Denkstein sie reinigten.
Bildnachweis: Fotos: privat
Der Förderverein freut sich, dass so viele und auch so viele Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zur Reinigungsaktion gekommen sind. Neben langjährigen Vereinsmitgliedern und Vertreter:innen der SPD und der Jusos waren Studierende aus verschiedenen Fachbereichen dabei, sowie Lehrer:innen der Europaschule Rövershagen mit einigen Schülerinnen. Auch Gemeindemitglieder der Baptistengemeinde, oder Familien mit Kindern und Bürger:innen Rostocks waren gekommen.
Gerne hätte der Verein alle Helfer:innen im Anschluss noch zu einem Stück Kuchen und Kaffee oder Tee ins Max-Samuel-Haus eingeladen. Die anhaltende Pandemie und hohen Fallzahlen machten dies aber unmöglich. Wir hoffen, das bei der nächsten Reinigungsaktion nachholen zu können.
Der Förderverein bedankt sich bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Der ursprüngliche Plan, am Sonntag zunächst die Denksteine in der Steintorvorstadt zu reinigen, konnte deutlich ausgeweitet werden und letztendlich alle Denksteine gereinigt werden.
Weitere Informationen zum Denksteinprojekt finden Sie hier auf der Homepage unter dem Reiter „Denksteine“.
Die nächste Reinigung soll im November kurz vor dem Pogrom-Gedenken (das in Rostock immer am 10.11. stattfindet) erfolgen.
Beitrag: Vereinsvorstand der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses e.V.