20.04.2023
Gedenkstättenfahrt zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hamburg) am 16.04.23
Der Förderverein des Max-Samuel-Hauses lud als Frühjahrsexkursion zur Gedenkstättenfahrt zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme (in Hamburg) ein. 22 Personen folgten der Einladung – eine gemischte Gruppe aus Studierenden, Senior:innen, Vereinsmitgliedern und extern Interessierten.
Das Gelände des ehemaligen KZ-Neuengamme ist sehr groß und weitläufig und tatsächlich können viele original erhaltene Gebäude, Orte und Zeugnisse noch heute besichtigt werden. Die Führung begann an der alten Ziegelei, das einzige Gebäude, das schon vor Gründung des Lagers am Ort stand.
Heute ist diese Ziegelei allerdings nicht mehr erhalten. Sie wurde abgetragen und in den 50er Jahren entstand dort eine Siedlung. Der Weg von der alten Ziegelei bis zum Mahnmal und Haus des Gedenkens führt durch einen kleinen Park, darin sind immer wieder einzelne kleine Denkmäler und Mahnmale für verschiedene Gruppen Verfolgter des NS-Regimes gesetzt, aber auch zum Gedenken an einzelne Häftlinge, die die Zeit im Konzentrationslager Neuengamme nicht überlebten. Gestiftet von ihren Angehörigen, denn lange Zeit war ein Gedenken in Neuengamme selbst kaum möglich. In den 1950ern wurde ein Obelisk in der Nähe der alten Ziegelei aufgestellt, der an die „Opfer 1938-45“ erinnern sollte – allerdings fehlte dort die Information, dass die Erinnerung hier den im KZ Ermordeten galt. Nichts erinnerte an diesem Ort daran, dass dort einst das größte Konzentrationslager Nordwestdeutschlands stand. Erst im Jahr 1965 wurde ein Mahnmal, in Zusammenarbeit mit Überlebenden, eingeweiht, dass zum ersten Mal den Begriff ‚Konzentrationslager‘ nennt.
Die Führung führte auch durch die Orte, an denen die Inhaftierten Zwangsarbeit leisten mussten: die neue Ziegelei, die Tongruben, der Stichkanal. Etwa die Hälfte der Häftlinge in Neuengamme (und dessen Außenlager) überlebten nicht.
Eine Besonderheit des ehemaligen KZ-Gelände, die uns sehr verwundert hat, ist, dass über Jahrzehnte auf dem eigentlichen ehemaligen KZ-Gelände ein Hamburger Gefängnis stand. Daher war weder Forschung noch Gedenken auf dem eigentlichen Gelände möglich, was besonders auch für Überlebende und Hinterbliebene schwierig war. Tatsächlich dauerte es noch einige Jahre vom Versprechen und dem Beschluss der Bürgerschaft Hamburgs, das Gefängnis solle umziehen und in Neuengamme auf dem Gelände eine KZ-Gedenkstätte entstehen, bis zur tatsächlichen Umsetzung des Vorhabens. Erst ab 2003 entstand die Gedenkstätte, die heute ein breites Angebot aus Ausstellungen, Führungen, Projekttagen-/wochen, Workcamps, Seminaren bietet.
Wir danken herzlich Karin Heddinga für die spannende, interessante und sensible Führung über das Gelände und durch die Ausstellung.
Fotos privat: Mahnmal
In der Ausstellung
Gruppe an einem Mauerstück der ehemaligen JVA