03.03.2025
Enthüllung des „Denksteins“ für Anna Becker
Ort: Kiebitzberg 1, 18057 Rostock
am Donnerstag, 20. März um 14.00 Uhr
Der Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses e. V. lädt alle Interessierten ein, an der Enthüllung des Denksteins teilzunehmen. Die Verlegung des Steins wurde durch eine private Spende ermöglicht. Schüle-rinnen und Schüler der Greenhouse School Graal-Müritz werden die Einweihung inhaltlich gestalten. Mit diesem Stein werden dann 90 Denksteine in Rostock verlegt sein.
Anna Martha Herz wurde am 15. November 1883 in Barmen-Elberfeld, dem heutigen Wuppertal, als Tochter des jüdischen Kaufmanns Hermann Herz und seiner Frau Therese geboren.
Bereits als Kind unternahm Anna Herz mit ihrer Familie viele Auslandsreisen. Sie lebte bis zu ihrer Hochzeit mit Dr. Kurt Becker 1908 bei ihren Eltern. Kurt Becker, geboren am 3. Juni 1877 in Barmen, war promovierter Chemiker. Das Paar hatte keine Kinder.
Kurt und Anna Becker lebten bis 1909 für knapp ein Jahr in Baden-Württemberg. Noch im selben
Jahr verließen sie Deutschland und hielten sich bis 1922 hauptsächlich im Ausland auf, unter anderem in Italien, der Schweiz, Frankreich, England, Kanada, die meiste Zeit aber in den USA, wo eine Schwägerin lebte.
Ab 1922 waren Anna und Kurt Becker dann nur „kurze Zeit in verschiedenen Städten Deutsch-lands“, wie Anna Becker es in einer Erklärung bei der Polizei angibt. Schon 1925 starb Kurt Becker im Alter von 48 Jahren in Essen.
Aus Polizeiakten im Rostocker Stadtarchiv geht hervor, dass Anna 1932 aus Crivitz bei Schwerin nach Rostock zog.
Sie ließ sich im selben Jahr in der Nikolaikirche evangelisch taufen. Ab Juni 1935 wohnte sie dann für ein halbes Jahr in Warnemünde, und ab Februar 1936 im neu errichteten Wohnviertel an der Rostocker Parkstraße, am Kiebitzberg 1. Sie ging keinem Beruf nach und lebte dort als Witwe allein.
Aufgrund der „Nürnberger Rassegesetze“ vom September 1935 galt sie als Jüdin.
Am 9. Februar 1938 wurde Anna Beckers fürs Ausland gültige Reisepass von der Polizei Rostock im Rahmen des vom Reichsinnenministerium erlassenen Verbotes für Juden, einen auslandsgültigen Reisepass zu besitzen, eingezogen. Sie versuchte auf mehreren Wegen, den Pass weiterhin behalten zu können, und wandte sich mit einer Beschwerde und einem Gesuch auf Weiterbelassung des Passes an das mecklenburgische Ministerium des Inneren.
Nach eigenen Angaben benötigte sie den Pass unter anderem, um finanzielle Unterstützung ihrer Verwandten im Ausland zu empfangen sowie für ein für Anfang Juni 1938 geplantes Treffen mit ihrer Schwägerin in Kopenhagen. Ihre Versuche blieben jedoch erfolglos und der Pass wurde von der Polizei endgültig einbehalten.
Spätestens seit Dezember 1941 lebte sie in der Stephanstraße 3, im Haus der jüdischen Familie Hirsch. Das Ehepaar Josephy mit ihrer Tochter Dorothea bewohnte dort ebenfalls einige Zimmer. Aus Briefen der Josephys geht hervor, dass die Familie mit Anna Becker einen herzlichen Umgang pflegte.
Anna Becker wurde am 10. Juli 1942 mit 23 anderen jüdischen Rostockerinnen und Rostockern in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort wurde sie gleich nach der Ankunft in den Gaskammern ermordet. Sie wurde 58 Jahre.
Der Denkstein wird für Anna Becker an ihrem letzten frei gewählten Wohnort, dem Kiebitzberg 1, verlegt.